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KINDERHEIME DER DDR : Im Jugendamt sitzt der Peiniger von einst – GEGEN DAS VERGESSEN !

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In diesem Käfig darbten Menschen ohne Würde meistemns 21 Tage und Nächte

Wer in der DDR im Kinderheim lebte, leidet oft noch heute. Erst jetzt haben einige den Mut, über die Zeit des Schreckens zu reden. Claus Peter Müller über eine Konferenz des Schreckens in Erfurt.

Eine Frau, die gern über ihre Kindheit in DDR-Heimen berichtet hätte, konnte nicht kommen. Wegen der Erlebnisse im Heim scheut sie die Enge in Bahnen und Bussen. Und weil den meisten Heimkindern in der DDR der Zugang zu guter Bildung verwehrt blieb, weil sie daher nie Aussicht auf beruflichen Erfolg hatten, reicht ihr Einkommen auch nicht für ein Auto. Sie blieb zu Hause.

Aber was hätte sie gesagt? Die Scham schnürt ein, die Sprache stockt, die Erinne-rung versagt. Auch zwei Jahrzehnte nach dem Ende der DDR sind die Heimkinder des Sozialismus meist stumme Opfer ihrer Geschichte. Nicht einmal mit Freun-den oder Verwandten sprechen sie. Nur zögernd finden sie Worte. Wenige wagen sich mit ihrer Geschichte in die Öffentlichkeit, ermuntert durch die Berichte westdeutscher Heim-kinder und sexuell missbrauchter Internatsschüler.

Hätte der Frau überhaupt jemand geglaubt?

Weil ihnen der Blick zurück so schwer fällt, hilft nun die Politik. Die Landesbeauftragten für die Stasiunterlagen und die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur kamen diese Woche mit Opfern der SED-Volksbildung zum Kongress über „DDR-Kinder-heime und ihre Folgen für die Kinder und Jugendlichen“ in Erfurt zusammen. Die Thüringer Landesbeauftragte, Hildigund Neubert (CDU), Sozialministerin Heike Taubert (SPD) und die Bundesstiftung Aufarbeitung waren die Gastgeber im Thüringer Landtag. Dass der Kongress erst jetzt stattfand, ist auch eine Folge der Heimerziehung. Die Erzie-her brachen die Menschen. Das schützt nun jene, die Täter waren. Zudem sind Akten schwer aufzufinden, Aufbewahrungsfristen abgelaufen, Dokumente im Reißwolf zerfetzt, Straftaten verjährt. Hätte der Frau, die zu Hause bleiben musste, überhaupt jemand geg-laubt?

Erst einmal geht es nicht um die Entschädigung der Opfer, sondern um die Aufarbeitung ihrer Geschichte. Manfred May, Mitarbeiter der Beratungsinitiative der Thüringer Landes-beauftragten, hat ein Ohr für die Opfer. Er ist bildender Künstler, lebte bei Leipzig und kam Anfang 1989 nach Suhl, wo er unter den Stasi-Besetzern war, ein Dokumentations-zentrum aufbaute und Haftgeschichten aufzeichnete. Die Zöglinge von einst, so seine Erfa-hrung, finden sich in der freien Welt bisweilen noch schlechter zurecht als in der sozialisti-schen. May hat Klienten im Gefängnis, die, wie ein Mann sagte, der 1990 aus dem Heim in eine veränderte Welt entlassen worden war, „nur DDR können“. In einigen Fällen, sagt May, haben Gerichte erst jüngst den Zusammenhang zwischen Heimerziehung, Gewalter-fahrung und krimineller Karriere hergestellt.



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