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Was Hitler nicht schaffte 1941-1945, Schaffte Kohl´s Vereinigtes Deutschland als Erstes nach der Wende oder: Anschlag auf die „Ehre“ des deutschen Soldaten? oder Gegen das Vergessen von Greueltaten der „guten“ Deutschen Wehrmachtsoldaten

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Mit Rudolf Augstein starb die  Pressefreiheit in Deutschland. Rest in Peace and thank You for THE TRUTH!!!

„10.03.1997
Anschlag auf die „Ehre“ des deutschen Soldaten?
Dem Rudolf Augstein einem der letzten freien deuitschen Journalisten  zu den Kriegsverbrechen der Wehrmacht im Osten -gebührt mein uneingeschränkter Respekt und Bewunderung.

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Es ist der 22. April 1941 in Pancevo. Der Ort liegt am Donau-Ufer gegenüber der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad, die einen halben Monat zuvor von deutschen Bombergesch-wadern ohne Kriegserklärung zerfetzt worden ist. 18 Menschen liegen tot oder halb tot vor der Mauer. Ein Soldat mit Stahlhelm gibt einem am Boden Liegenden den Gnadenschuß mit seiner Pistole, ein Offizier guckt zu. Beide gehören dem Regiment (Grundstock der späteren Division) „Großdeutschland“ an.

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Deutsche Wehrmacht Soldaten waren DIE GUTEN – Böse waren nur die SS

Es war ein heißer Tag kurz nach Ostern, und dem Fotografen, der nie vorher und nie nach-her solch eine Szene vor Augen hatte, zitterten die Hände. Er war Berufs- und 1941 Wehr-machtsfotograf einer Propaganda-Kompanie.Der Süddeutschen Zeitung hat er vor kurzem von diesem Grauen erzählt, das ihn bis heute verfolgt. Er wohnt in München, fährt im Rollstuhl und ist 85 Jahre alt. Er heißt Gerhard Gronefeld und hat sich nach dem Krieg als Tierfotograf einen Namen gemacht. Den betreffenden Film hat er pflichtwidrig nicht abgeliefert, sondern in seinem Brotbeutel versteckt, bis er ihn nach Hause schmuggeln konnte. In der von Jan Philipp Reemtsma initiierten Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ hängt dieses Bild nun als Exponat*.

Da viele junge Leute diese Bilderschau im Münchner Rathaus besucht haben und da sich das CSU-Zentralorgan Bayernkurier nicht abhalten läßt, hierin einen konzertierten „Vernichtungsfeldzug gegen das deutsche Volk“ zu sehen – auch frühere Wehr-machtssoldaten haben sich über die Ausstellung empört -, sollte man sich noch einmal vergegenwärtigen, was mit den „Verbrechen der Wehrmacht“ gemeint ist.

Das Hauptthema der Dokumentation ist jener Kreuzzug in Rußland, den der damals noch nicht von der Rolle geglittene Historiker Ernst Nolte 1963, da war er 40 Jahre alt, uns als den „ungeheuerlichsten Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg“ der Moderne vorstellte, schlimmer also als die Greueltaten der Japaner in China.
Der Hauptvorwurf der Ausstellung lautet: Die Wehrmacht hat sich aktiv an der Juden-vernichtung beteiligt, hat unter dem Deckmantel der „Partisanenbekämpfung“ Tau-sende unschuldiger Zivilisten ermordet und ließ 3,3 Millionen russische Kriegsge-fangene elend verrecken.

 

 

Was aber bedeutet „Vernichtungskrieg“? Es ist vor allem das Unternehmen „Barbarossa“ gemeint, der Krieg gegen Rußland, der von Hitler am 22. Juni 1941 losgetreten wurde. Zum Thema rechnet der Ausstellungsleiter Hannes Heer aber auch den Balkan, namentlich Jugoslawien und Griechenland.
Zur Lebenslüge der Adenauer-Republik gehörte die Überzeugung, die Heeres-truppen, im Gegensatz zu denen der SS und der Polizei, seien „sauber“ geblieben, hätten sich keiner Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Diese opportune Lüge hielt etliche Jahre. Dann kam Anfang der sechziger Jahre heraus, daß die militärische Führung der Wehrmacht während des Überfalls auf Polen nicht „sauber“ geblieben war.

Die Ermordung der polnischen Führungsschicht wurde von der Wehrmachtsspitze gebilligt und unterstützt. Am 27. November 1939 meldete Generaloberst Johannes Blaskowitz die Greuelhandlungen der Sicherheitspolizei dem Oberbefehlshaber der Heeres, Walther von Brauchitsch, und dem eigentlichen Befehlshaber, dem Chef des Generalstabs des Heeres, Franz Halder.Der wurde vor dem Krieg gelegentlich den Widerstandskreisen zugerechnet, obwohl er mit den politischen Grundzielen Hitlers übereinstimmte – den Krieg gegen England bezeichnete er als notwendig und Deutschland aufgezwungen. Ein vom Heer eigens zur Untersuchung der Vorgänge abgestellter Offizier hatte ebenfalls „vernichtend berichtet“.
Halder aber meinte gegenüber Admiral Canaris, dem Chef der Abwehr, am 13. Februar 1940, die Verhältnisse in Polen würden „später vergessen„, sie seien „gar nicht so schlimm„. Diese Leute gaukelten sich vor, sie könnten nach einem siegreichen Krieg mit Hitler und Himmler „abrechnen“, nach einem Krieg, den zu verhindern sie gar nicht erst den Versuch gemacht hatten. Die höchsten Heeresgenerale wußten sehr wohl, daß Hitler eigentlich mit Polen zusammen die Sowjetunion „anfallen“ wollte und daß nicht „der Jude“, sondern Hitler den Kriegsausbruch bestimmt hatte. Dennoch machten sie sich nachweislich die Propaganda-These von der „jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ zu eigen.
Walther von Brauchitsch scheute die Auseinandersetzung mit Himmler. Er war ein schwacher, abhängiger Mann, der seine Ernennung nicht zuletzt der Tatsache verdankte, daß er von Hitler 80 000 Reichsmark für seine Scheidung in die Hand gedrückt bekam. Er kuschte vor Himmler, und Hitler selbst ließ mit sich über etwaige Greueltaten in Polen gar nicht erst reden. Für die Ausführung seiner Wünsche hatte der Führer den Poli-zisten Himmler.

Vom militärischen Oberbefehlshaber in Polen, Generaloberst Blaskowitz, kennen wir wohl eine Denkschrift vom 6. Februar 1940, in der zu lesen ist: „Die Einstellung der Truppe zu SS und Polizei schwankt zwischen Abscheu und Haß. Jeder Soldat fühlt sich angewidert und abgestoßen durch diese Verbrechen, die in Polen von Angehör-igen des Reiches und Vertretern der Staatsgewalt begangen werden. Er versteht nicht, wie derartige Dinge, zumal sie sozusagen unter seinem Schutz geschehen, ungestraft möglich sind.“
Nach Polen, das nun die „Quittung“ dafür erhielt, daß es sich dem Werben Hitlers verweigert hatte, war Jugoslawien als neuer Bündnispartner der Achsenmächte vorgesehen, wo Prinzregent Paul anstelle des noch minderjährigen Königs Peter II. das Sagen hatte. Prinz Paul war durchaus deutschfreundlich, nur sein Land war es nicht. Jugoslawien trat der Achse bei, aber die Sache ging schief. Putschgenerale setzten ihn und seine Regierung ab, sie schlossen einen Freundschafts- und Nichtangriffspakt mit der damals neutralen Sowjetunion.

Hitler eröffnete den militärischen Führern des Reiches bereits wenige Stunden nach dem Umsturz, daß er entschlossen sei, Jugoslawien zu zerschlagen. Er hörte nicht auf Keitel und Jodl, die ihm die Verzögerung des Unternehmens Bar-barossa vor Augen hielten. Ohne Warnung und Kriegserklärung ließ er am 6. April 1941 Belgrad bombardieren und rollte den ganzen Balkan bis zur Akropolis auf, was ihn 251 deutsche Soldaten kostete.

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Am Morgen des 27. März 1941 tanzen und jubeln Tausende auf Belgrads Straßen. Die Menschen in der Hauptstadt des Königreichs Jugoslawien feiern den Militärputsch der vorangegangenen Nacht. Ein Umsturz, der ausnahmsweise unblutig verlief. Die Offiziere, ermuntert von Agenten des britischen Geheimdiensts, haben die Koalitionsregierung von Dragisa (Dragiša) Cvetkovic (Cvetković) und Vlado Macek (Maček) zum Rücktritt gezwungen, die zwei Tage zuvor in Wien dem von Großdeutschland dominierten Dreimächtepakt beigetreten war.

Dafür wurden von deutschen Wehrmachtskommandos in Serbien mindestens 20 000 Zivilisten bei Vergeltungsaktionen – Partisanenbekämpfung oder Judenverfolg-ung  liquidiert. Der Unterschied zwischen Partisanen und Juden hatte sich bereits ver-flüchtigt. So sah jenes Heer aus, das am 22. Juni 1941 nach Osten aufbrach, wieder ohne nennenswerte Proteste seitens der hohen Militärs.
Daß Hitler sich von niemandem von seinem Vernichtungsfeldzug hätte abhalten lassen, ist klar. Aber wer beriet ihn? Wer waren seine führenden Heeresgenerale? Das Oberkomm-ando der Wehrmacht (OKW), geführt von Keitel und dessen Stellvertreter Jodl, war für das Zusammenwirken sämtlicher Waffengattungen zuständig, das Oberkommando des Heeres (OKH), geführt von Brauchitsch und Halder, für die Belange des Heeres im Osten.
Das OKW galt als nazifreundlicher, das OKH als konservativer. In der Praxis machte das kaum einen Unterschied. Sie konkurrierten jedoch heftig gegeneinander. Brauchitsch wurde im Dezember 1941 abgelöst. Nachfolger: Hitler selbst. OKW und OKH hatten laut Weisung ihres obersten Kriegsherrn Befehle ausgearbeitet, die zu Verbrechen geradezu aufforderten und jeder Humanität hohnsprachen.
Betrachten wir Hitlers Absichten, schriftlich niedergelegt am 3. März 1941:
Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen; das Gebiet muß in Staaten aufgelöst werden mit eigenen Regierungen, mit denen wir Frieden schließen können;die jüdisch-bolschewistische Intelligenz, als bisheriger Unterdrücker des Volkes, muß beseitigt werden; unter keinen Umständen dürfe an die Stelle des bolschewistischen ein nationales Rußland treten, das, wie die Geschichte beweise, letzten Endes wieder deutschfeindlich sein werde;mit einem Minimum an militärischen Kräften müßten sozialistische Staatsg-ebilde aufgebaut werden, die von uns abhängen.

Am 30. März 1941 hielt Hitler vor der versammelten Generalität eine zweieinhalbstündige Rede. Halder macht am Abend wie immer Notizen: „Vernichtungskampf. Künftiges Staatenbild: Nordrußland gehört zu Finnland. Protektorate Ostseeländer, Ukraine, Weißrußland. Im übrigen Land genügt eine primitive sozialistische Intelligenz.“
Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD kommen vor, aber nicht als Judenmörder, sondern wegen einer „angeblichen oder tatsächlichen“ Bekämpfung der Partisanen. Juden werden sogar auch erwähnt, in den Richtlinien des OKW vom 19. Mai 1941 heißt es: „Dieser Kampf verlangt rücksichtsloses und energisches Durch-greifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden und restlose Beseitigung jeden aktiven und passiven Widerstands.“

So kam es denn, daß der Obergefreite Richard Heidenreich, damals Angehöriger des 354. Infanterie-Regiments, schon im Juli 1941 in sein Tagebuch eintragen konnte, sein Batai-llon habe in Minsk eine Zeitlang Judenerschießungen durchgeführt. Dann heißt es unter dem 5. Oktober:
Abends suchte unser Leutnant 15 Mann mit starken Nerven heraus … Wir warteten in gespannter Erwartung auf den Morgen. Pünktlich um 5.00 Uhr waren wir fertig, und der Oberleutnant erklärte uns unsere Aufgabe. Es gab ungefähr 1000 Juden im Dorf Krupka, und diese mußten alle heute erschossen werden … Nachdem die Leute verlesen worden waren, marschierte die Kolonne zu dem nächsten Sumpf … Ein Leutnant und ein Feldwebel waren bei uns. Zehn Schüsse fielen, 10 Juden waren abgeknallt. Dieses ging weiter, bis alle erledigt waren. Nur wenige von ihnen behielten ihre Fassung. Die Kinder klammerten sich an ihre Mütter, Frauen an ihre Männer … Ein paar Tage später wurde eine ähnlich große Zahl in Kholoponichi erschossen. Auch hieran war ich beteiligt.
Der Prozeß gegen Heidenreichs ehemalige Kameraden bestätigte dessen Angaben in vollem Umfang. Aktionen wie die von Krupka gehörten zum Alltag dieser Einheit. Sie durchkämmten die Dörfer auf dem Land. Männer, Frauen und Kinder wurden meistens nachts aus den Häusern geholt, zu einem Sammelplatz gebracht und dort erschossen. Es handelte sich um eine flächendeckende Maßnahme der Wehr-macht. Ebenso wie Heidenreichs Regiment beteiligte sich an den Mordtaten auch das 727. Infanterie-Regiment. Halten wir fest: Es handelte sich nicht um Partisanenbe-kämpfung. Vernichtet werden sollten die Juden.
Die Kompanien gaben ihre Abschußzahlen täglich an das Bataillon weiter. Die Erschießung der Personen wurde regelmäßig mit dem Einsatz gegen „Partisanen“ begründet. Es scheint so, als seien viele freiwillig auf „Judenjagd“ gegangen. Ein Kompaniechef dieser Einheit schrieb unter dem 15. Oktober 41 an seinen Bruder: „Wir sind jetzt fleißig auf der Jagd. Jeden Tag mußten mehrere jüdische Partisanen daran glauben. Da geht’s immer wild her … Wir räumen auf mit der Bande, das wäre was für Dich.“
Mordlust und Gefühlskälte sind diesem Wehrmachtsangehörigen nicht fremd. Einer beschwert sich, ihm sei „das Gehirn dieser Juden direkt in das Gesicht gespritzt“. Flüchtende Kinder wurden mit dem Bajonett aufgespießt und in die Grube geworfen. Ein Südtiroler berichtete, daß er immer jüdische Mädchen beschaffen mußte, wenn sein Kommandant betrunken war.
Ende November 1941 brach die Wehrmacht das Programm des Reichskommissars Ostland ab. Nicht aus Vernunftgründen. Vielmehr zwang die katastrophale militärische Lage dazu, sich wieder auf das erlernte militärische Kunsthandwerk zu konzentrieren.
Wie konnte man die „Partisanen“, die man durch solche Grausamkeiten erst erschuf, so unterschiedslos mit Juden jeden Alters und Geschlechts gleichsetzen? Nun, man mußte sich nur auf den durch den Frankreich-Feldzug berühmt gewordenen General Erich von Manstein berufen, der eine „harte Sühne am Judentum“ gebilligt hatte. „Das Judentum“ bilde „den Mittelsmann zwischen dem Feind im Rücken und den noch kämpfenden Resten (sic!) der Roten Armee“. Es war klar, daß sich kleine Kinder beson-ders gut eigneten, um Botschaften zwischen den noch nicht existierenden Partisanengru-ppen hin- und herzutragen.
Da viele Wehrmachtsangehörige dank Waffengattung, Kriegsschauplatz und sonstiger Glücksumstände gar nicht in die Lage kamen, Kriegsverbrechen zu begehen, läßt sich das Problem statistisch nicht lösen. Man kann nicht sagen, 18 Prozent der Wehrmachtsange-hörigen haben Kriegsverbrechen begangen. 82 Prozent dank Glück, Waffengattung, Kriegsschauplatz aber nicht. Die Gesinnung spielte dabei die geringste Rolle.

Die Engländer zum Beispiel lieferten nach dem Krieg jenen General der Flieger Martin Fiebig, der an den Bombardierungen auf dem Balkan beteiligt war, an Titos Leute aus, die ihn natürlich aufhängten. Ein Kriegsverbrecher kann dieser nach damals geltenden Grundsätzen nicht genannt werden.
Mitte September 1941 schien sich die militärische Lage so sehr zugunsten der Deutschen entwickelt zu haben, daß Himmler – der Fall von Kiew stand bevor – den Entschluß Hitlers mitteilte, das Altreich und das Protektorat Böhmen-Mähren möglichst rasch „judenfrei“ zu machen.Die Juden sollten zur Vernichtung nach Riga, Reval und Minsk deportiert werden, dafür gab es Zeit und Material. Mitte Oktober setzte sich in Wien der erste Deportations-zug nach Lodz in Bewegung. Am 8. November begann man mit einem Transport aus Hamburg mit Ziel Ghetto von Minsk.
Unter dem Befehl von Generalleutnant Braemer arbeitete die Wehrmacht mit den Einsatz-gruppen der SS nun Hand in Hand, um Ghetto-Räumungen, das heißt Tötungen großen Stils, zustande zu bringen. An die 20 000 Juden kamen ums Leben, und es wären mehr geworden, wenn sich die militärische Lage nicht endgültig gewendet hätte. Am 3. Dezember 1941 brachen die Panzergruppen 3 und 4 notgedrungen und auf eigenen Entschluß ihre Angriffsoperationen gegen Moskau ab. Am 5. Dezember folgte die 2. Panzerarmee.
Jene Aufgabe, die allen hohen Heeresoffizieren als die bisher leichteste erschienen war, endete im Desaster. Kein „leichter Blitzkrieg“ gegen Moskau, ab jetzt gar kein Blitzkrieg mehr.
Man kann dem Militärhistoriker Omer Bartov schwerlich zustimmen, der meint, in dieser Lage habe sich die Kriegführung „barbarisiert“. Was konnte jetzt noch barbarischer werden? Nicht erst im Winter 1941/42 machte sich die Wehrmacht zum Handlanger der NS-Vernichtungspolitik. Ende Juli 1941, den Tagen des siegreichen Vormarsches, war Reinhard Heydrich mit der Planung für die Wannseekonferenz (20. Januar 1942) beauftragt worden.
Noch 14 Tage später, nach der Konferenz, erörterte der inzwischen stellvertretende Reich-sprotektor für Böhmen und Mähren Heydrich in Prag vor Parteigenossen eine Deportation sämtlicher erreichbarer Juden ans Eismeer, wobei den ebenfalls dorthin zu deportieren-den nicht eindeutschbaren Tschechen die Vorzugsrolle von Aufsehern zugedacht war. Bevor er am 4. Juni 1942 einem Attentat erlag, waren schon Gaskammern in Betrieb.
Anfang März 1942 erhielt der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeld-marschall Wilhelm Keitel, eine Denkschrift von Alfred Rosenberg, dem Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, zur Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen, die in der Feststellung gipfelte:
Von den 3,6 Millionen Kriegsgefangenen seien nur noch einige hunderttausend voll arbeitsfähig. Ein großer Teil von ihnen sei verhungert oder durch die Unbilden der Witterung umgekommen. Eine derart hohe Sterberate hätte man vermeiden können. Die einheimische Bevölkerung sei durchaus gewillt gewesen, den Kriegsgefangenen Lebens-mittel zur Verfügung zu stellen, die Mehrzahl der Kommandanten in den Lagern habe dieses jedoch unterbunden und die Gefangenen lieber dem Hungertode ausgeliefert. Auch auf dem Marsch in die Lager sei es der Zivilbevölkerung nicht erlaubt worden, den Kriegs-gefangenen Lebensmittel zuzustecken. Wer nicht weitergehen konnte, sei vor den Augen der entsetzten Zivilbevölkerung erschossen worden.
Es ist nicht bekannt, was dieser oberste Lakai des Krieges seinem Führer darüber mitgeteilt hat, vermutlich nichts.
Im Juli 1941 forderte Hitler, die sowjetischen Gefangenen sollten aus dem Reichsgebiet ferngehalten werden. Im Oktober verlangte er, daß sie bei der „Neugestaltung“ Berlins und Münchens sowie bei den riesenhaften Autobahnbauten im Osten eingesetzt würden. Im März 1942 wurde er von dem neuernannten Rüstungsminister Albert Speer davon unter-richtet, daß die sowjetischen Arbeitskräfte wegen ihrer Unterernährung in sehr hohem Maße arbeitsunfähig seien.
Speer, der nun freilich auch ein persönliches Interesse daran hatte, nach dem Krieg aus dem bisherigen Berlin die neue Welthauptstadt „Germania“ erstehen zu lassen – so verrückt waren sie beide – , notierte sich, Hitler habe „ganz eindeutig in längerer Ausführung“ erklärt, daß die „Russen eine absolut ausreichende Ernährung“ erhalten müßten. Ernährungsminister Herbert Backe habe sie bereitzustellen. Es kam freilich zu dieser „absolut ausreichenden Ernährung“ ebensowenig wie zur Welthauptstadt „Germania“.
Der beim Führer jederzeit zu erwartende Stimmungsumschwung setzte ein, als Backe und Martin Bormann, Hitlers Chef der Parteikanzlei, ihm vor Augen hielten, daß dann Kürzungen der Verpflegungsrationen für die deutsche Bevölkerung vorgenommen werden müßten.
Der Führer rechnete mit 20 Millionen Kriegsgefangenen über zehn Jahre. Am wenigsten interessierte ihn, wie viele davon starben.
Der Autor des Buches „Keine Kameraden“, Christian Streit, schreibt dazu, Hitler sei über deren Dezimierung, die zu diesem Zeitpunkt um ein bis zwei Prozent pro Tag betrug, nicht informiert worden. Die Wahrheit ist wohl, daß er darüber nicht informiert werden wollte. Hitlers von Albert Speer gerühmter Pragmatismus stieß sich an dessen Naturell, unangenehme Wahrheiten nicht wahrzunehmen.
Beide Seiten machten in den ersten Kriegswochen keine Gefangenen. Unbestreitbar aber ist, daß später die von der Roten Armee gefangenen Deutschen besser behandelt worden sind als die russischen Kriegsgefangenen. Die Deutschen bekamen die gleiche Hungerra-tion wie die einheimische Bevölkerung auch. Ihre Sterberate war nennenswert geringer, trotz der zivilisatorischen Mängel im Sowjetreich.

Daß von den bei Stalingrad gefangenen Deutschen nur fünf Prozent zurückkehrten, hat spezielle Gründe und kann nicht verallgemeinert werden. Stalin hielt seine Russen und die übrigen Völkerstämme eben nicht für Herrenmenschen. Die Juden haßte er auch. Aber wen haßte Stalin schließlich nicht?
Für jeden deutschen Soldaten der Ostfront galt die Parole: „Lieber eine Nacht frierien als zehn Jahre Sibirien.“ Hier, und nicht so sehr in ideologischer Indoktrination, lag Stalins stärkste Waffe. Die Deutschen kämpften so wacker, weil sie unter gar keinen Umständen dem „Iwan“ in die Hände fallen wollten. Diese Angst ist natürlich verständlich, besonders nach den Verwüstungen, die von der Wehrmacht angerichtet worden waren.
Das Ostheer war nicht ideologisch führertreu, es fürchtete ganz einfach die Rache der Roten Armee. So verloren die antijüdischen Hetztiraden der obersten Heeresleitung allmählich ihre Wirkung.
Viele Generale und spätere Feldmarschälle orientierten sich an dem Befehl, den der für die Nazis ergiebigste Wehrmachtssoldat, Generalfeldmarschall Walter von Reichenau, am 10. Oktober 1941 erließ. Danach sollte der Soldat auch „Träger einer unerbittlichen völkischen Idee“ sein:
Deshalb muß der Soldat für die Notwendigkeit der harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum volles Verständnis haben. Nur so werden wir unserer geschichtlichen Aufgabe gerecht, das deutsche Volk von der asiatisch-jüdischen Gefahr ein für alle Mal zu befreien.
Dieser Kriegsverbrecher starb 1942 in einem Flugzeug, das ihn in die Heimat zurückbrin-gen sollte, an den Folgen eines Schlaganfalls. Reichenaus Gift hatte jedoch in der obersten Führung des Heeres seine Wirkung getan. Die „harte, aber gerechte Sühne“ finden wir denn auch bei dem berühmtesten Landsoldaten des deutschen Heeres, Erich von Lewinski, genannt von Manstein. Sie durchzog während des Vormarsches die ganze hohe Befehlskette des Ostheeres. Der einfache Soldat allerdings hatte nach dem Scheitern des Blitzkriegs im Winter 1941 andere Sorgen.

Der Ausstellung wird von namhaften Historikern der Vorwurf gemacht, sie sei „einseitig“, mit den Worten Christian Meiers, „haarsträubend demago-gisch“. Historiker müssen von ihrem Fach, nicht aber von den Regeln des Ausstellungs-wesens etwas verstehen. Bei einer komplizierten Materie kann sie nicht differenzieren, sonst bringt sie sich selbst um ihre Wirkung.

Wer den militärischen Widerstand als gleichberechtigt neben die militäri-schen Verbrechen stellt, kommt in arge Schwierigkeiten. Gerade die wichtigsten Personen des Widerstands, auch die moralischsten, wußten frühzeitig von den geplanten Verbrechen der SS-Einsatzgruppen, und sie arbeiteten mal direkt, mal indirekt mit der SS zusammen.
Die Aufgaben waren ja vor dem Barbarossa-Unternehmen sorgfältig aufgeteilt, in einem Abkommen, das der SS-Gruppenführer Heydrich mit dem Generalquartiermeister des Heeres, Generalmajor Eduard Wagner, im März 1941 ausgehandelt hatte, auf der Wehrmachtsseite unter Billigung von Brauchitsch und Halder. Die Heeresspitze billigte das Abkommen, nicht obwohl, sondern weil es verbrecherische Mordtaten zum Gegen-stand hatte. Diese waren freilich nicht offen dargelegt, sondern wurden verklausuliert.

Das wäre nun eine schöne Ausstellung geworden, in der man Aufnahmen des Wider-standskämpfers Henning von Tresckow hätte sehen können, wie er drei Tage vor Beginn des Überfalls bei einem Treffen auf dem Truppenübungsplatz Arys in Ostpreußen mit dem Chef des Kommandostabs Reichsführer SS, SS-Brigadeführer Kurt Knoblauch, in einsch-lägigen Verhandlungen ist. Dabei wurde der Einsatz der SS-Brigaden und Kavallerieregi-menter besprochen. Diese Einheiten, die 1. und die 2. SS-Infanterie-Brigade (mot) und die SS-Kavallerie-Regimenter 1 und 2, begingen schon wenige Wochen später Massenmorde, deren Opfer 1941 in die Zehntausende gingen (zitiert nach Hannes Heer).

Von Tresckow und Knoblauch einigten sich auf die Unterstellung des Kommandostabs und aller seiner Einheiten unter die Heeresgruppe Mitte, nicht etwa an der Front, sondern ausdrücklich „zum Einsatz im Säuberungs- und Sicherungsdienst„.
Mitwisserschaft bedeutet nun freilich nicht Zustimmung. Aber ein schiefes Licht fällt denn doch auf den gesamten Widerstand, wenn der moralische Kopf des Ganzen auf diese Weise verstrickt ist.
Im Bereich der Heeresgruppe Mitte (Belorußland) bei einer Einwohnerzahl von etwa 10, 6 Millionen (1939) starben 2,2 Millionen Zivilisten und Kriegsgefangene. Man kann einen Zusammenhang zwischen diesen Rekordzahlen und der Widerstandsgesinnung herstellen, wobei man berücksichtigen muß, daß vielfach Widerstandsgesinnung und Mittäterschaft in einer Person vereint waren.
Gegen einen siegreichen Hitler konnte man nichts ausrichten, und sogar die letzte Gelegenheit, Stauffenbergs Attentat vom 20. Juli 1944, wäre beinahe unterblieben, da Stauffenberg Zweifel kamen, ob nach der Landung der Alliierten in der Normandie der Anschlag nicht zwecklos geworden sei. Allein an Henning von Tresckow hing die Ent-scheidung, diesen letzten Versuch doch noch zu wagen. Sonst wäre gar nichts mehr passiert.
Dabei war dieser eigentliche Retter deutscher Soldatenehre, Stauffenberg, seinem Ziel unerwartet nahe gekommen. In der Aufregung bedachten er und sein Adjutant Werner von Haeften nur nicht, daß es genügte, den einen Teil der beiden Zwillingsbomben zu zünden. Der andere wäre dann automatisch explodiert und hätte Hitler mit aller Sicherheit getötet.
Es bleibt die unleugbare Tatsache, daß auch Widerständler des Heeres gleichzeitig für Verbrechen mitverantwortlich waren. Als Paradebeispiel für eine solche widersprüchliche Haltung gilt der Reichskriminaldirektor und SS-Brigadeführer Arthur Nebe, der schon 1938 militärischen Widerstandskreisen nahestand, dessen Einsatzgruppe aber 1941 binnen vier Monaten 45 000 Exekutionen meldete. Sie alle fanden unter den Augen der hohen Offiziere in der Heeresgruppe Mitte statt. Die Wahrheit ist, daß auch die Heeresgruppe Mitte ein Attentat auf Hitler für sinn- und zwecklos hielt, solange der oberste Kriegsherr noch Siegeschancen zu haben schien.
Das Heer wurde von der SS mit falschen Zahlen bedient und betrogen. Aber das hatte man mit dem Heydrich-Wagner-Abkommen ja gerade beabsichtigt, in der irrigen Annahme, man könne sich von den Verbrechen fernhalten. Man wollte ja gerade die Augen fest zudrücken.
Nun stellte sich aber heraus, daß diese Absicht naiv war. Ohne die technische Mithilfe des Heeres hätten die SS-Mörder ihre Aufträge gar nicht erfüllen können. Sie brauchten Lastwagen, sie brauchten Benzin und Soldaten zum Absperren. Die Landser wurden persönlich in die Aktionen der Mörderbanden verwickelt, wie zum Beispiel in Lemberg und anderen längst bekannten Orten wie Borissow.
Das Heer hatte schon bei der Vorbereitung des sogenannten Feldzugs gegen die Sowjetunion nicht sorgfältig genug gearbeitet, weil es mit dem Oberkommando der Wehrmacht um die Vorzugsstellung „beim Führer“ wetteiferte. Nun sah es sich plötzlich in verbrecherische Taten verwickelt, von denen seine Führung ehrlicherweise sagen mußte, daß sie zu dieser Entwicklung beigetragen hatte.
Natürlich gab es anständige Offiziere, vermutlich stellten sie die Mehrheit, auch im Ostheer. Auf die Ehre des ganzen deutschen Volkes hob General Ulex schon am 2. Februar 1940 in Polen ab. Ein mutiger Bericht, denn er forderte den schlagartigen Abzug aller Polizeiverbände samt ihren Führern.
Will man aber in der Ausstellung einen Anschlag auf die „Ehre“ des deutschen Soldaten sehen, wie etwa der Professor an der Münchner Bundeswehrhochschule Franz Seidler, dann muß man entgegnen: Das Heer hatte durch seine Befehlshaber seine Ehre schon vor Beginn des „Unternehmens Barbarossa“ an der Portokasse des Führers abgegeben. Bevor sie sich umbrachten, nahmen Feldmarschälle, wie etwa Günther von Kluge, noch Dotationen in beträchtlicher Höhe von ihrem Kriegsherrn entgegen. Dem einfachen Soldaten, noch dazu wenn er gezogen war, ging es ohnehin weniger um seine Ehre.
„Bilder einer Ausstellung“ heißt die Überschrift eines Leitartikels der Welt in der vergangenen Woche, den der Chefredakteur Thomas Löffelholz geschrieben hat. Er sieht das Gewagte des Unternehmens sehr wohl, benennt auch offenkundige Mängel, zieht aber im Endergebnis das Fazit, man solle die Ausstellung besuchen. Die Bilder könnten in der Tat nur belegen, was objektiven Zeithistorikern seit langem bekannt ist.
Die vielen jungen Leute, die diese Dokumentation in bisher 16 Städten ganz offensichtlich besuchten – noch im Frühjahr geht die Dokumentation weiter nach Frankfurt und Bremen -, wollen doch vielleicht wissen, wie die Deutschen es fertiggebracht haben, ein Drittel ihres Staatsgebiets zu verlieren. Und wie es kommen konnte, daß eine ehrbare Wehrmacht, eine ehrbare Armee den kranken Plänen eines irren Führers folgte, der noch nicht einmal ein Rattenfänger war, sondern diese Pläne vor allen hohen Berufsoffizieren offen dargelegt hatte.
Wir Älteren haben es bei unseren Kindern nicht mehr mit Buchmenschen zu tun, sondern mit einer Generation, die in Bildern denkt und aufwächst. Die Ausstellung und die oft irrationale Auseinandersetzung mit ihr dürfte Interesse am Lesen der ja reichhaltig vorhandenen Bücher über diese Zeit wecken und somit zu einer historischen Betrachtungsweise anregen.
Daß diese Bildersammlung im Münchner Rathaus stattfindet, nehmen wir gern in Kauf. Wo sonst, wenn nicht in München, hätte sie so schmähliche Krawalle auslösen können. Schließlich kann München auf den Ruhm verweisen, ehedem die „Hauptstadt der Bewegung“ eines gewissen Adolf Hitler gewesen zu sein. Der zumindest hat ja niemals geleugnet, daß sein Herz eine Mördergrube sei.
* Das Foto war auch Vorlage für das von Stephen Gorman gezeichnete SPIEGEL-Titelbild.
Von Rudolf Augstein
DER SPIEGEL 11/1997


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