Im Umgang mit Ex-Stasimitarbeitern hat es Joachim Gauck als Chef der Stasiunterlagenbehörde an Weitsicht fehlen lassen. Wäre er heute Bundespräsident, könnte auch seine Vergangenheit kritische Fragen aufwerfen.
VON BENEDICT MÜLDER
Berlin – Joachim Gauck, die Lichtgestalt, ein Theologe mit dem Nimbus des Ost-Revolutionärs, weckte im vergangenen Jahr die Hoffnung eines politikverdrossenen Publikums, auch im Westen. Der Nichtpolitiker mit seinem präsidialen Habitus galt schnell als der bessere Präsidentschaftskandidat, besser geeignet für den Einzug ins Schloss Bellevue als der Biedermann aus der niedersächsischen Provinz. Heute weckt die von Christian Wulff ausgelöste Affäre über die Frage nach der Möglichkeit von Freundschaften in der Politik neue Sehnsüchte nach der schillernden Überparteilichkeit Joachim Gaucks.
Niemand kann so gut über das Verhältnis von Politik und Staat, Freiheit und Individuum, unter besonderer Berücksichtigung der persönlichen Verantwortung parlieren wie er. Dem Protestanten wären gewiss keine Verbindungen zu Unternehmern zum Problem geworden. Doch seine Vergangenheit als Amtsvorsteher würde heute auch bei einem Präsidenten Gauck kritische Fragen aufwerfen. Ein Blick auf die Anfangsjahre der nach ihm benannten Gauck-Behörde, der Stasiunterlagenbehörde (BStU), weckt den Verdacht, dass Joachim Gauck im Falle ehemaliger Mitarbeiter des MfS einem allzu freundlichen DDR-Staatsverständnis frönte. Wäre Gauck heute Bundespräsident, könnte sogar, wie im Falle Wulff, die nicht vollständige Beantwortung einer Kleinen Anfrage im Bundestag Schlagzeilen machen.
Ein vertrauliches „Gutachten über die Beschäftigung ehemaliger MfS-Angehöriger bei der BStU“, das die renommierten Experten Hans H. Klein und Klaus Schroeder 2007 im Auftrag des Kulturstaatsministers Bernd Neumann verfassten, geht mit der ersten Behördenleitung streng ins Gericht. Für 1991 rechnen sie mit mindestens 79 ehemaligen Stasimitarbeitern, darunter fünf ehemalige IMs: „Nahezu alle ehemaligen MfS-Bediensteten hatten in den ersten Jahren des Aufbaus der Behörde die Möglichkeit des Missbrauchs. Sie konnten Akten vernichten, verstellen oder herausschmuggeln, denn sie hatten als Wachschützer, als Archivare, als Magazinmitarbeiter oder als Rechercheure zum Teil ungehinderten und unbeaufsichtigten Zugang zu erschlossenem, aber auch zu unerschlossenem Material.“
Ohnehin setzte die Behördenleitung bei der Auswahl der Mitarbeiter, so das Fazit, mehr auf DDR-Verwaltungserfahrung als auf die politische Motivation zum Beispiel von DDR-Bürgerrechtlern. Der Schriftsteller und ehemalige DDR- Dissident Jürgen Fuchs gehörte zu den ersten Kritikern der Beschäftigung von ehemaligen Stasikadern in der Behörde. Ihm waren die „grauen Eminenzen“ in der Unterlagenbehörde von Anfang an ein Dorn im Auge. Doch die Behördenleitung setzte sich sehr früh dafür ein, ihre befristeten Arbeitsverträge in Dauerarbeitsverhältnisse umzuwandeln.
Das sollte bis 1997 dauern, auch wenn nicht nur behördenintern immer wieder Bedenken geltend gemacht wurden. So schrieb ein ehemaliger Referatsleiter, zuständig für Personalwesen, 1994: „Auch im Hinblick auf das Behördenimage wird von dem Abschluss unbefristeter Arbeitsverträge mit den hauptamtlichen Mitarbeitern des MfS dringend abgeraten.“ Es könnte der Eindruck einer Vorzugsbehandlung für diesen Personenkreis entstehen. Von 16 zur Weiterbeschäftigung vorgeschlagenen Personen stufte er damals „neun als hoch MfS-belastet, einen sogar als extrem hoch belastet“ ein. Gauck rechtfertigte die Einstellung dieses Personenkreises mit ihren „Spezialkenntnissen, ihrer Loyalität zur Arbeit der Behörde sowie ihrer engagierten Mitarbeit“. Vom MfS lernen, das wäre, zeitlich befristet, noch verständlich gewesen. Doch es scheint, so die Gutachter Schroeder und Klein, als ob von Beginn an nicht die Weitervermittlung von „Herrschaftswissen“ an die übrigen Behördenmitarbeiter gefragt gewesen sei, sondern die langfristige Bindung ehemaliger MfS-Angehöriger – aus welchen Gründen auch immer – „das Ziel ihrer Beschäftigung war“.
Einer der Gründe könnte gewesen sein, dass Gauck ein Signal zur Integration setzen wollte. Doch wie ernst dieses Zeichen der Versöhnung genommen wurde, lässt sich bis heute nicht exakt beurteilen. Einer der ehemaligen Stasileute wurde dabei erwischt, wie er dem Verfassungsschutz Akten aus der Behörde verkaufen wollte. Als es um die Aufklärung der IM-Vorwürfe gegen Gregor Gysi ging, stellte sich heraus, dass die PDS Akten frei Haus bekommen hat. Auf eine Strafanzeige wurde jedoch verzichtet. Außerdem waren über Jahre zwei ranghohe MfS-Mitarbeiter im Bereich Sonderrecherche mit den Fällen Stolpe, de Maizière und Gysi befasst. Noch heute können Manipulationsversuche nicht ausgeschlossen werden. Als Wissenschaftler der Behörde 1993 bemängelten, dass „dreieinhalb Jahre nach dem Sturm auf die Stasizentrale immer noch ehemalige Mitarbeiter des MfS unkontrollierten Zugang zu Karteien und Akten haben“, wies der Bundesbeauftragte die Kritik zurück. Er könne die Mitarbeit aus sehr guten Sachgründen verantworten, „das Wissen über die Strukturen des MfS sei noch nicht hinreichend, ohne diese Leute auskommen zu können“.
Doch ganz geheuer schienen auch der Behördenleitung noch 1997 diese Beschäftigungsverhältnisse nicht zu sein. Als die PDS von der Bundesregierung über die Anzahl der beschäftigten ehemaligen Stasi-Angehörigen Bescheid wissen wollte, ließen Gauck und der damalige Direktor Busse die Bundesregierung wissen: „Beim Bundesbeauftragten wurden am 1. Januar 1997 noch 15 ehemalige hauptamtliche Mitarbeiter des MfS als Angestellte bzw. als Arbeiter beschäftigt.“ Unmissverständlich stellen die Gutachter Klein und Schroeder dazu fest: „Diese Auskunft war falsch.“ Unerwähnt blieben mindestens 46 zu dieser Zeit beschäftigte ehemalige Wach- und Personenschützer des MfS, drei frühere Mitglieder des MfS-Wachregiments sowie weitere 16 ehemalige Hauptamtliche. Mit Verweis auf die damalige Praxis anderer Behörden hielt es die Gauck-Behörde für kein Problem, ausgerechnet in ihrem Bereich ehemaliges MfS-Wachpersonal zu beschäftigen. Schon gar nicht musste öffentlich darüber geredet werden.
Von mindestens 79 ehemaligen MfS- Angehörigen in der Behörde sind bis heute 45 übrig geblieben. Die wenigsten wurden per Kündigung entlassen. Im April dieses Jahres erwischte es einen ehemaligen IM, der seine Rolle bei der Einstellung verschwiegen hat. Doch der jetzige Behördenchef Roland Jahn wollte das ganze Erbe nicht antreten, das Gauck ihm hinterlassen hat. Die Beschäftigung ehemaliger Stasi-Angehöriger nannte er einen Schlag ins Gesicht der Opfer. Mit einem novellierten Stasiunterlagengesetz soll zukünftig die Beschäftigung von Ex-Stasileuten verhindert werden. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet der Konkurrent Joachim Gaucks im Ringen um das Amt des Bundespräsidenten mit seiner Unterschrift zur Beendigung dieses heillosen Zustandes beiträgt. Am 22.Dezember hat Wulff das Gesetz unterschrieben.
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Lichtgestalt mit Schatten
Wenn wir so weitermachen und jeden möglichen Kandidaten öffentlich an den Pranger stellen, weil er irgendwann vielleicht irgendetwas falsch gemacht hat, dann werden wir künftig ohne Bundespräsidenten auskommen müssen. Es wird schlichtweg niemand mehr bereit sein, dieses Amt zu übernehmen. Und was Herrn Gauck betrifft, so halte ich ihn nach wie vor für einen geeigneten Kandidaten, selbst wenn das eine oder andere bei der Bewältigung der Stasivergangenheit vielleicht hätte anders oder besser gemacht werden können. Wer von uns, die wir im demokratischen Teil Deutschlands sicher und gut gelebt haben, kann denn beurteilen, was damals richtig oder falsch gewesen ist? Hier würde ich mir in der Beurteilung seitens der Presse ein bisschen mehr Bescheidenheit wünschen.1 Antworten ausblenden
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OVMerkur 18.05.2015, 17:24 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Nutzer2276 19.02.2012, 19:25 UhrWelche Beurteilung stört !??
https://adamlauks.com/2014/09/07/joachim-gaucks-erstes-folteropfer-der-stasis-behordenvorgang-00024794-polizeiprasident-in-berlin-faz-76-js-179293-taterschutz-total-vergauckelung-des-folteropfers/
Mit diesem NAZI und STASI-Hintergrund hätte ER niemals Kandidat werden dürfen.
Den jetzigen Zustand haben wir maßgeblich IHM zu verdanken und seiner Vasalentreue…https://adamlauks.com/2014/09/07/joachim-gaucks-erstes-folteropfer-der-stasis-behordenvorgang-00024794-polizeiprasident-in-berlin-faz-76-js-179293-taterschutz-total-vergauckelung-des-folteropfers/
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HorstNRW 28.12.2011, 22:41 Uhr
Nichts Neues im Westen
Gauck nervt, die DDR nervt. Dieser ganze Käse ist mega-out.
Sein brässiges Gehabe ist eine Zumutung. Seine protestantisch verklemmte Weltsicht bietet keine Lösungen für irgendein aktuelles Problem. Gaucks Verständnis von Freiheit ist beinhart neoliberal und echt zum kotzen. Eben typisch SPD. -
Diabolo 27.12.2011, 22:23 Uhr
Also was jetzt ?
Herrn Jahn wirft man vor, daß er die Ex-Stasis nicht mehr in seiner Behörde haben will, Herrn Gauck dagegen, daß er sie eingestellt hat. Man hat den Eindruck, die Leiter dieser Behörde können machen was sie wollen, es wird immer als falsch angeprangert.
Dennoch : Wer Herrn Gauck vorwerfen möchte, übermäßige Milde geübt zu haben, der kann heute Herrn Jahn nur darin unterstützen, diesen Fehler zu korrigieren. Wer dagegen heute Herrn Jahn am liebsten persönlich in den Arm fallen will, der soll aufhören, gegen Herrn Gauck zu stänkern.
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ach 27.12.2011, 21:53 Uhr
nicht weiter wichtig
Die Kleine Anfrage von 1997 wurde vom Innenministerium beantwortet, nicht von Gauck selbst. -
Proklos 27.12.2011, 17:12 Uhr
Kohl und Modrow Arm in Arm
Vergesst nicht:
Die DDR hat keine bedingungslose Kapitulation unterschreiben müssen, sondern die beiden deutschen Staaten haben einen diplomatisch ausgehandelten Zusammenführungsvertrag geschlossen, wir Westler haben am Ende die DDR akzeptiert, so wie sie war; Kohl schritt mit Modrow Arm in Arm durch das Brandenburger Tor; wir waren glücklich, dass der Systemwechsel so unblutig verlief, und wir sollten besonders heute noch glücklich darüber sein, wenn wir sehen, wie blutig und langwierig solche Systemwechsel sein können.
Einige Leute haben sich dafür Verdienste erworben, ich würde auf östlicher Seite Stolpe und Gysi dazu zählen. -
robert60 27.12.2011, 15:54 Uhr
Weihnachtsgeschichte mit Nebenabsichten
Ich weiß ja nicht, für wen Gauck eine Lichtgesdtalt gewesen sein soll. Er war ein Pfarrer, stilsicher, affektiert, eitel… Der hat jetzt also verhindert, dass Gysi, Stolpe und viele andere Kandidaten auf der Abschussliste enttarnt wurden. Das ist besonders gemein, weil seine richtige Nachfolgerin, Marianne Birthler, die merkwürdigerweise im Artikel gar nicht auftaucht ja bekanntermaßen eine Intimfeindin von M. Stolpe war. Die hat die Stasis auch über Jahre weiter beschäftigt, ist ja ungeheuerlich oder hat sie wieder mal von nichts was gewußt und der Geiger hat’s ihr gar nicht erzählt?
Von ihr, der zu Befindlichkeiten neigenden Mutter der friedlichen Revolution, und nicht vom Bruder Joachim hat R. Jahn das Amt und das Problem übernommen.
Irgendwie macht sich Erleichterung breit, dass nicht dieser Stasibeschützer Gauck sondern nur ein Urlaubsnassauer und Zinsgewinnler unser Präsident geworden ist. Als der Grüne Cem Ö. bei so was erwischt wurde, hat der seinen Zinsvorteil von ca. 5.000 € wenigstens für gemeinnützige Zwecke gespendet und musste eine Ehrenrunde im Europparlament drehen. Jetzt soll sich das ja im 10-fachen Bereich bewegen. Eine entsprechende Forderung war jedoch nirgends zu vernehmen. Ja, ja die politischen Sitten haben sich seit 2002 eben rasant entwickelt, merkwürdig ist nur die Richtung in welche Richtung. Oder liegt es an der Bedeutungslosigkeit des Amtes? Nachgraben würde ich als Journalist unbedingt bei Sigmar G. von der SPD. Die Eilfertigkeit seiner Absolution deutet weniger auf die Tolerant des Erzengels als vielmnehr auf die Leiche im Keller. -
romia 27.12.2011, 13:07 Uhr
Ich hatte schon damals
grosse Bedenken als Herr Gauck als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten auftauchte.Wieso ein Theologe?Wir haben eine Trennung von Kirche und Staat und seine Sozialisation in der DDR.Seine Loyalität zu den Mfs-Mitarbeitern.Ich finde es richtig ,dass Herr Gauck kein Bundespräsident geworden ist. -
stachel.v.tagesigel 27.12.2011, 12:42 Uhr
Deutschland…
…hat jetzt aber großes Glück gehabt. Darf ich es so verstehen: Lieber einen Bundespräsidenten, der als Ministerpräsident u. U. korrupt war, als einen, der die Stasivergangenheit möglicherweise falsch aufgearbeitet hat. Wenn sich dies so darstellt, frage ich als Bürger: Wer kürt die Kandidaten? Richtig! Die Parteien, welche den Bundestag angehören. Schlussfolgerung: Kandidaten zur Wahl des Bundespräsidenten sind stets das Produkt der derzeitig handelnden Personen der politischen Parteien. Noch Fragen? -
junghorst1 27.12.2011, 11:01 Uhr
„Lichtgestalten“ sind eine Erfindung der Medien
Es gibt keinen einzigen Menschen in diesem Land, der vollkommen ohne Fehl und Tadel ist und ich bin sogar der Meinung, dass Joachim Gauck offen seine Versäumnisse und Fehleinschätzungen aus jener Zeit anspricht. Man muss sich vor Augen halten, dass es eine derartige Behörde noch nie gab und dass der in der DDR sozialisierte Pfarrer Gauck kaum Kenntnisse über das Funktionieren der deutschen Politik und der Verwaltung hatte und so auf den Rat der entsprechenden Experten angewiesen und gleichzeitig dem Druck der Bürgerrechtler/Opfer ausgesetzt war. Hinzu kam der Kardinalfehler, die Behörde auf die „Stasi“ zu beschränken, war doch diese als Befehlsempfängerin nur „Schild und Schwert der SED“. Nicht nur die „Stasi-Leute“ in der Behörde sind das Problem, sondern auch die „Mauwürfe“ aus dem Westen und das kontraproduktiv angewandte Dienstrecht, dass es ganz offenkundig Personen gestattet, den eigenen Staat zu destabilisieren. Auch die Medien müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, die Arbeit die Arbeit dieser Behörde zu torpedieren, wenn sie eindeutig überführte Täter und deren Interessenvertreter in den täglichen „Sabbel-Shows“ das grosse Wort ohne jeglichen Widerspruch und Aufklärung überlassen. Ich erinnere auch daran, dass der Mitarbeiter der Behörde, der die Stasi-Tätigkeit des Polizisten Kurras der Öffentlichkeit preisgegeben hatte, mit einem Dienstverfahren!!! überzogen wurde. -
Aqua-Jedi 27.12.2011, 08:00 Uhr
Wiederbelebung?
Offensichtlich wird jetzt wohl, dass diejenigen, die den deutschen Bürgern den unsäglichen Herrn Gauck als Lichtgestalt präsentierten und präsentieren noch nicht aufgegeben haben. Möglicherweise ist das in einem Atemzug mit der Demontage von Herrn Wulff zu verstehen.
Aber lassen wir doch einfach mal den Herrn Gauck selbst sprechen. Zum Beispiel über die Occupy-Bewegung. Was, da kommt nichts außer einer Anschuldigung, dass die Menschen, deren Existenz von den Banken bedroht wird, einach albern seien. Ho ho ho, der Spruch taugt gerade mal fürs Klo.
Einige andere Stimmen zum selbsternannten Bürgerrechtler Gauck, mag man hier lesen : Text , und hier Text und dann noch hier eine Besprechung von Gaucks Erinnerungen und Selbstbelobhudelungen Text .
Da scheint es doch, dass Herr Gauck schon immer die Wahl der falschen Alternative war und ist. Man mag Herrn Wulff nicht mögen und ihn auch nicht verteidigen wollen, was vielleicht durch die Kampagne gegen ihn gar bezweckt sein könnte, doch scheint er gegen den selbstgerechten Herrn Gauck dann die bessere der falschen Alternativen zu sein. Früher nannte man dies das kleinere Übel. Vielleicht entwickelt sich Herr Wulff ja noch.
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2010ff 27.12.2011, 07:28 Uhr
Weder Wulff noch Gauck
Mich überzeugten damals weder Wulff noch Gauck. Und daran hat sich nach der Wahl von Wulff zum BP nichts geändert.
An Gauck missfiel mir zunehmend seine kaum noch zu übersehende Eitelkeit. Nichts gegen Menschen, die sich mögen. Aber Menschen, die jedes mal vor dem Spiegel in Hurra-Schreie auszubrechen drohen, sind mir suspekt.
Wulff war auch nicht mein Kandidat. Zu sehr immer nur auf der Karriere-Leiter in der Politik.
Ich hätte mir eine/n Präsident/in gewünscht, der/die aus einem Beritt kommt, der nicht so sehr in der Parteienpolitik angesiedelt ist.
Ich fand die Kandidatin Gesine Schwan ein gutes Angebot an die Bürger. Sie zeigte sich und erklärte präzise, wie sie das Amt der Bundespräsidentin ausüben wollte. Sie wollte als Politikprofessorin einerseits den Bürgern Politik erläutern und vermitteln, andererseits den Politikern die Bedürfnisse der Bürger nahe bringen (allein schon das wäre ein Grund gewesen, sie zu wählen).
Frau Schwan wollte aktiv den gesellschaftlichen und politischen Diskurs begleiten. Und sie hätte – ich bin mir sicher – ohne lange dafür Mut zu entwickeln, offensiv auch kritische Themen wie die Finanzkrise angesprochen. Von Wulff war da bislang nur wenig zu hören.
Eine Persönlichkeit wie Frau Schwan hätte dem gesellschaftlichen Diskurs gut getan. Sie hätte dem Amt Sinn und Verstand gegeben und es aus Sicht der Bürger lohnend gemacht, dem Staatsoberhaupt zuzuhören.
Ich wünsche mir als nächstes Staatsoberhaupt solch eine Persönlichkeit. Jemand, der dem Amt etwas gibt.
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onkelrie 27.12.2011, 06:24 Uhr
Es stand
über 15 Jahre in der Begründung des Stasiunterlagengesetzes, dass mit Ablauf 2007 die Verjährung eintritt und diese Tatsachen nach rechtsstaatlichen Gründen niemand mehr vorgehalten werden dürfen. Und dann streicht der Bundestag den Rechtsstaat plötzlich. Es wird interessant, was die Gerichte dazu sagen.3 Antworten ausblenden
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ralfdrescher 27.12.2011, 08:40 Uhr
Antwort auf den Beitrag von onkelrie 27.12.2011, 06:24 UhrVerjährung
Eine Verjährung beträfe aber nur den strafrechtlichen Aspekt. Natürlich darf ein Opfer der Stasi bis an sein Lebensende den Namen des Täters, der ihn bespitzelte, öffentlich nennen. Alles andere wäre Unterdrückung des Rechts auf freie Meinungsäußerung. Geschichte kennt ohnehin keine Verjährung, und das inzwischen allgegenwärtige Internet ja auch nicht. Auch die Stasitäter, von der Sekräterin – mit Dienstgrad Oberfeldwebel – bis zum Stasigeneral müssen damit leben. Ich las übrigens gerade, dass die Staatsanwaltschaft gegen frühere Soldaten der Waffen-SS ermittelt. Weil diese 1944 im Alter von 18 Jahren auf Befehl an Mordaktionen beteiligt waren. Ach ja, Mord verjährt ja nicht.Ungewöhnlich ist aber die Tatsache, dass es bisher keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass die niedrigrangigen Soldaten – zum Beispiel SS-Schütze=Soldat – selbst geschossen haben, allein die Anwesenheit am Tatort eines Verbrechens reicht hier dem Staatsanwalt zur Einleitung eines Verfahrens. Wer 1944 18 Jahre alt war, feiert übrigens bald seinen 86. Geburtstag. -
ach 27.12.2011, 10:29 Uhr
Antwort auf den Beitrag von ralfdrescher 27.12.2011, 08:40 Uhr18-86
Und finden Sie das jetzt gut oder schlecht?
(Es hat ein wenig den Eindruck, als ob Sie die Sache an sich nicht so gut finden, aber dann doch akzeptieren, weil es als Vorbild bei der Stasi-Behandlung dienen kann…)
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ralfdrescher 27.12.2011, 11:39 Uhr
Antwort auf den Beitrag von ach 27.12.2011, 10:29 UhrGut oder schlecht
Ich finde das gar nicht. Allerdings verwundert es mich schon, dass die Anwesenheit am Tatort eines Verbrechens für Ermittlungen reicht. Eine rhetorische Frage: Würde auch gegen einen SS-Sonderbericher – Journalist – ermittelt, der mit seiner Contax Fotos vom Geschehen gemacht hat? Auch er war ja am Tatort. Ich habe da einen alten Herrn im Bekanntenkreis, der aus diesem Grund kaum über seine journalistische Tätigkeit im Krieg redet. Ansonsten habe ich ja eigentlich heraus gestellt, dass es bei Stasileuten im Allgemeinen nicht um strafrechtliche Aspekte geht, da auch relevante Taten verjährt sind. Die Schuld gegenüber den Opfern verjährt übrigens nie – weder die aus der Zeit von 19033 bis 1945, noch die aus der Zeit der kommunistischen Diktatur.
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bernie86 27.12.2011, 03:55 Uhr
Sinnhaftigkeit
okay, bei Wulff ist eine gerade Lineie posthum eben als Kurve enttarnt worden, zu der er sich am liebsten gar nicht geäußert hätte. Aber welchen Sinn soll nun der Vergleich bringen, ob Gauck doch der bessere BP geworden wäre und was in seinem Keller schlummert?
Fakt ist, dass die Wahl damals ein Kammerspiel der schwarz-gelben „Liebesbeziehung“ war und heute die STimmen aus den Reihen der Regierungsfraktionen nur nach Mäßigung bei der Nachforschung schreien, weil sonst womöglich wieder im Raum stehen könnte, dass mit Wulffs Position das Schicksal der Koalition fällt?
Der letzte BP wurde kritisiert, weil er die Wahrheit sprach, der aktuelle war in seinem vorherigen Leben wohl zu gut mit Managern befreundet und hielt viel auf Ehrlichkeit… außer einer Weihnachtsansprache un der Unterzeichnung von ihm nicht verhandelter Gesetzestexte hat er ja nicht viel gemacht – wozu also braucht Deutschland überhaupt einen BP?
Im Ausland sollte uns der Außenminister repräsentieren und die Gestze werden von Bundestag/ Bundesrat verabschiedet – wozu also Steuergelder verschwenden?
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lionfood 27.12.2011, 02:47 Uhr
Jede Person der Zeitgeschichte…
… hat Licht und Schatten. Besonders wenn sie politisch oder in politischem Umfeld tätig war. Da gibts immer was zu kritisieren, auch weil oder wenn sie was falsch machen. Das liegt auch daran dass sie etwas machen.
Bei Herrn Wulff kann man nichts inhaltliches kritisieren, denn der hat ja nie irgendwas wichtiges oder inhaltvolles getan oder von sich gegeben.
Auch irgendwie ein Armutszeugnis wenn man nur über Zinsraten von Hauskrediten stolpert und kritisiert wird.
Herr Wulff hat kein Licht und Schatten, er ist einfach ne graue Nebelwolke.
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Uncle_bartleby 27.12.2011, 01:53 Uhr
Hmmhhh????
Ehrlich gesag haben mich vor allem die Aussage Gaucks zu Occupy Wallstreet nachträglich an seiner Eignung als Bundespräsident zweifeln lassen …. Aber man kann natürlich historisch noch weiter zurück gehen …1 Antworten einblenden
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ThomasM 27.12.2011, 00:43 Uhr
Was soll das?
Was soll diese Phantom-Debatte um Gauck? Soll sie Wulff in einem besseren Licht erscheinen lassen, weil man aufzeigen kann, dass man auch Gauck einen Skandal hätte anhängen können, der keiner ist? Es macht heute weder noch Sinn, besonders intensiv gegen enttarnte Stasi-Spitzel vorzugehen, noch kleine Lichter, die als Pförtner und Wachschützer der Behörde nah an der Armutsgrenze knapp über Hartz-IV leben, dringend darunter befördern zu wollen. Alle, die das fordern, sollten den mal endlichen rechnen lernen. Wie lange ist die Wende her? Betreffende Personen mussten 1990 mindestens volljährig sein und dann hätten sie mutmaßlich in der Abiturphase, zu Studienbeginn oder beim Wehrdienst erste Stasi-Kontakte gehabt, die anschließend schnell wertlos wurden, weil das System zusammenbrach. Ältere Baujahre mit jahrzehntelanger Intimkenntnis der Stasistrukturen und des Staatsapparates sind längst im Ruhestand. Daher sowohl die Verlängerung des Unterlagengesetzes, wie auch das heftige Wirbeln des neuen Behördenchefs um etwaige derartige Mitarbeiter völliger Nonsens. Zudem spricht man ja den Mitmenschen, die seit mehr als 20 Jahren in der Bundesrepublik leben und gar beamtet oder öffentlich angestellt im Staatsdienst stehen jede Reifung und Erkenntnisgewinnung ab, wenn man meint, die würden heute noch die DDR verherrlichend umherirren und zudem in einer Art Sabotage die Behördenarbeit und historische Aufarbeitung behindern. Wenn dem so wäre, böte sicher das Dienstrecht oder gar das bundesdeutsche Strafrecht Möglichkeiten hiergegen vorzugehen. Es ist also reichlich viel unnützer Staub, der in dieser Debatte um die Mitarbeiter von Ex-MfS-Beschäftigten aufgewirbelt wird.
Zurück zum Anlass: Die SPD würde Gauck nicht nochmal nominieren. Das sollte sie auch aus der Erfahrung mit Frau Schwan gelernt haben. Vielleicht würde sie für eine Wahl von Norbert Lammert werben, dem sich die CDU dann auch nicht verschließen könnte. Eigentlich ein Signal an Wulff, doch noch zu handeln.
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Diabolo 27.12.2011, 22:43 Uhr
Antwort auf den Beitrag von ThomasM 27.12.2011, 00:43 UhrSchluß mit der Propaganda
kleine Lichter, die als Pförtner und Wachschützer der Behörde nah an der Armutsgrenze knapp über Hartz-IV leben, dringend darunter befördern zu wollen.
Die Zuweisung eines anderen Arbeitsplatzes innerhalb des öffentlichen Dienstes ist nicht mit finanziellen Einbußen für die Betroffenen verbunden. Was also soll diese abwegige Behauptung ?
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Ishmael 27.12.2011, 00:08 Uhr
Etwas mehr…
…Butter bei die Fische…, bitte. Der Bericht enthält wenig Konkretes über tatsächliche Straftaten im Umgang mit Stasiunterlagen, die nachweislich von ehemaligen Mitarbeitern der MfS begangen wurden. Nur Vermutungen über Vermutungen über Straftaten, die von MfS-Mitarbeitern, oder sogar auch von Nicht-MfS-Mitarbeitern, hätten begangen werden können. Ein bisschen dünn, meine ich, für eine Anklage oder stichhaltige Diffamierung gegen einen Gauck, der nicht einmal Bundespräsident geworden ist, nicht wahr?
Nachdem so viele negative Kommentare über den Wulff in den letzten zwei Wochen geschrieben sind, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Wulff rehabilitiert werden solle, weil sein Gegenkanditat für das Amt des Bundespräsidenten auch nicht „sauberer“ gewesen wäre?!
Ein schwacher Versuch…
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biggerB 26.12.2011, 23:34 Uhr
Naja, sagen wir mal so,
eine Altenative zu Wulff wäre er vielleicht gewesen, der Herr Gauck –
aber eine „bessere“?http://www.sueddeutsche.de/politik/occupy-beweung-und-die-macht-der-finanzmaerkte-gauck-empfindet-antikapitalismus-debatte-als-unsaeglich-albern-1.1166051Wer das gelesen hat, wird im obigen Artikel nicht die einzige
Schwachstelle/Schattenseite des Herrn Gauck finden.MfG
biggerB -
ach 26.12.2011, 23:20 Uhr
„können Manipulationsversuche nicht ausgeschlossen werden“
Offensichtlich können sie auch nicht bewiesen werden.
Also bleibt nur die Unterstellung. Oder die Dramtisierung ‚Schlag ins Gesicht der Opfer‘.
Das wars dann aber auch.
Wirklich lustig ist dann aber der Vorwurfohnehin setzte die Behördenleitung bei der Auswahl der Mitarbeiter, so das Fazit, mehr auf DDR-Verwaltungserfahrung als auf die politische Motivation zum Beispiel von DDR-Bürgerrechtlern.
Ist halt ’ne Behörde und keine Versorgungseinrichtung für alte Kämpfer. Und wenn man den Opfern die richtige Akten aushändigen will, benötigt man eben Leute, die mit der internen Arbeitsweise der Stasi bekannt waren.
So ist das halt, wenn man Ideologen wie Klaus Schroeder mit Gutachten beauftragt.
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freierblick 26.12.2011, 23:13 Uhr
Ich hoffe mal der s. g. Gutachter Schroeder
ist nicht der gleiche hoch-angesehende Experte, der kürzlich im Tagesspiegel den Unsinn verbreiten durfte, dass die Gewaltbereitschaft im Osten , die folge authoritärer Erziehung in der DDR ist. Zum einen betrifft dieses Gewaltbereitschaft heute eine Generation die bei der Wiedervereinigung im Vorschulaalter war. Zum Anderen entstand nicht durch durch die Vollerwerbstätigkeit beider Elternteile eine Verwahrlosung oder Verrohung der Kinder. Vielleicht trägt zu dieser Verwahrlosung und Gewaltbereitschaft stärker die Tatsache bei, dass viele Hartz IV Familien den Bezug zur Arbeitswelt ganz verloren haben und die Kinder von Geringverdienern nicht mehr verstehen, warum ihre Eltern überhaupt arbeiten, wenn es vorne und hinten nicht reicht.
Die Vorwürfe gegen Gauck waren schon bei der Nomminierung bekannt und plausibel. Um möglichst viele kleine Fische um ihre Existenz zu bringen (vormehmlich IMs) musste er einen Deal mit wirklichen Stasitätern (hauptamtlichen Mitarbeiten und ihren Komplitzen) eingehen, die dann halfen, dass Fussvolk an das Messer zu liefern. Und diese Leute hatten ihren Preis und stellten ihre Epertise wahrscheinlich nicht, wie die meisten Privatdozenten heutzutage, für ein paar lumpige befristete Verträge unter Wert zur Verfügung. Vielleicht hatten soch noch andere Argumente in der Hinterhand? Und wenn dabei der eine oder andere Pförtner in der Normannenstraße mit durchgewunken wurde, dürfte das Gauck egal gewesen sein.
Seine Unversöhnlichkeit gegen den Rest, mit dieser aufgesetzten Frömmellei, zeichnen Gauck nicht als Freund der DDR oder ihrer Menschen aus, sondern selektiven Heuchler.
Festzustellen bleibt, dass diese Herrschaften dem neuen Dienstherrn völlig loyal geegnüber auftraten und das Anliegen der Behörde nach bestem Wissen und Ungewissen unterstützen.
Eine differenzierte Stasiaufarbeitung die z. B. Verbrechen, Vergehen, Verwerflichkeiten und jugendliche Fehleinschätzungen unterschied, wurde auch im Sinne der Behörde verhindert.3 Antworten ausblenden
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ach 26.12.2011, 23:45 Uhr
Antwort auf den Beitrag von freierblick 26.12.2011, 23:13 Uhrklar ist er das
Und hier der Link zum Artikel -
ralfdrescher 26.12.2011, 23:46 Uhr
Antwort auf den Beitrag von freierblick 26.12.2011, 23:13 UhrKleine Fische
Wo wurden durch Veröffentlichung einer Stasitätigkeit „Kleine Fische“ um ihre Existenz gebracht? Wenn ein früherer Spitzel nicht unbedingt in die Politik oder an große Futtertöpfe der Wirtschaft wollte, wurde – und wird – die Gnade des Vergessens darüber gebreitet. Viele Stasileute haben sich neue Jobs, unter anderem als Anzeigenvertreter oder Bestatter – da kenne ich welche – gesucht. Das ist nicht zu beanstanden. Wenn aber ein Treptower 2006 auf seinem Wahlzettel die Nachbarin findet, die ihn zu DDR-Zeiten im Auftrag der Stasi bespitzelt hat, dann ist verständlich, dass dieser Mann die Spitzelei öffentlich macht. Ich habe selbst über diesen Stasivorfall in der BVV Treptow-Köpenick berichtet. Einfach mal „Chrapek“ und „Stasi“ googeln. Gaucks handeln als Personalchef seiner Behörde ist mit Recht zu kritisieren. Gut ist, dass Jahn jetzt den Stasispuk beendet. Wer für Mielkes Ganovenbande tätig war, hat kein Recht, im öffentlichen Dienst zu arbeiten. Trotzdem müssen wir Joachim Gauck dankbar sein, die von ihm aufgebaute Behörde hat den Schleier von der Funktionsweise einer menschenfeindlichen Diktatur gerissen. Nach dem Ende des Naziregimes wurde auf diese Aufarbeitung verzichtet. -
pinke 27.12.2011, 10:12 Uhr
Antwort auf den Beitrag von ralfdrescher 26.12.2011, 23:46 Uhrund
schon mal Gedanken darüber gemacht, warum diese Aufarbeitung nach dem ende des Naziregimes nicht möglich wurde? Als Hohn ein Herr Gauck auch noch den Begriff Gnadenfieber verwendet? der nach noch unbestätigten Aussagen die Möglichkeit gehabt haben soll, seine Akte ohne Zeugen einzusehen? ich bin heilfroh und danke Gauck´s Gott, dass er nicht Bundespräsident wurde, der den wir haben ist schon schlimm genug.
Ich stimme trotz der Untaten der Stasie jenen zu, die die Rechtsstaatlichkeit über die Rache stellen. Weil jene einer historischen Aufarbeitung im guten wie im Bösen eher im Wege steht. Aber so langsam sollte die persönliche Betroffenheit auch so halbwegs durch sein, und eine sachliche Beurteilung der Geschichte ermöglichen.-
klaus_weiss 26.12.2011, 22:40 Uhr
Birnen und Pferdeäpfel vergleichen
Der eine betritt Neuland, während der andere nicht aufs Häuschen warten kann, obwohl er doch sicherlich einen normalen Kredit hätte bekommen können. Der eine beschäftigt Stasi-Leute, über die der Autor Mutmaßungen anstellt, der andere fährt mit Geerkens-Tours auf Urlaub. Gauck, den ich wegen seiner Selbstherrlichkeit nie mochte, hat keinen persönlichen Vorteil aus der Beschäftigung von ehemaligen Stasi-Leuten gezogen. Wulffs Vorteilsnahme durch „auch“ damit gleichzusetzen …5 Antworten ausblenden
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oliver111 26.12.2011, 23:19 Uhr
Antwort auf den Beitrag von klaus_weiss 26.12.2011, 22:40 UhrKlaus
Woher wollen Sie wissen, dass Gauck keinen Vorteil daraus gezogen hat? Wer will denn heute wissen wer bei der Stasi wirklich war, warum wird z. B. im Bundestag keine Stasiüberprüfung geduldet also wer uns regiert wissen wir nicht mal von daher ist das alles sehr sehr merkwürdig….und das Volk weiß nix…. -
freierblick 26.12.2011, 23:38 Uhr
Antwort auf den Beitrag von klaus_weiss 26.12.2011, 22:40 UhrEin fanatisches Sendungsbewusstsein
als Richtschwert Gottes auf das ehemalige Schild der Partei niederzufahren um seinen Rachedurst gegen ausgewählte Ziele, aber einen nicht gegen die naheliegenden Ziele, zu stillen ist selbstgerecht, denn Gauck entzog sich dabei allen jurisitschen und verfassungsrechtlichen Masstäben, die den modernen Rechtsstaat zur Karrikartur seiner selbst verkommen lassen.
Für mich ist es schon eine persönliche Vorteilsnahme, wenn jemand sein Sendungsbewusstsein unkontrolliert ausüben kann: Die einen werden verschont und befördert, andere werden ohne erkennbar größere Schuld vernichtet, je nach Lust und Laune des selbsternannten Inquisitors.(natürlich hätte Gauck seine willkürliche Stasiaufarbeitung wohl als dienstrechtliche Notwendigkeiten verbrämt).
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ach 26.12.2011, 23:38 Uhr
Antwort auf den Beitrag von oliver111 26.12.2011, 23:19 UhrOder ’ne Sufe höher
Vielleicht haben ja Schäuble oder Kanther persönliche Vorteile aus der Beschäftigung gezogen. Oder Kohl selbst, der ja bekanntlich zu der Zeit seine Wahlkämpfe illegal finazierte.
Kann ja alles sein. Man solltea sich daher auf die Dinge beschränken, für die es wenigstens einen Hauch eines Belegs gibt. -
klaus_weiss 27.12.2011, 09:03 Uhr
Antwort auf den Beitrag von oliver111 26.12.2011, 23:19 Uhr@oliver111
Woher wollen Sie wissen, daß nicht Angela Merkel, sondern Gregor Gysi und Kardinal Marx das Land heimlich gemeinsam regieren? Auch das wäre eine mögliche Spekulation, nur daß sie nicht hilfreich ist. Der Bundestag wurde auf Stasimitgliedschaft überprüft. Ob das auch auf der Grundlage der Rosenholz-Akten geschieht, entzieht sich meiner Kenntnis. -
klaus_weiss 27.12.2011, 09:07 Uhr
Antwort auf den Beitrag von freierblick 26.12.2011, 23:38 Uhr@freierblick
Nun, um das zu beurteilen, müßte Sie mir schon aufschreiben, was Ihrer Meinung nach seine fernen und seine nahen Ziele waren bzw. hätten sein müssen.
Ja, fanatisch war er, deswegen mochte ich ihn nicht besonders. Nur hält sich mein Mitleid mit den Hauptamtlichen des Sauvereins in Grenzen. Der eine verhörte im Suff meine Mutter, ob sie gegen die Russen sei, weil er mal wieder einen Scheidungsgrund suchte, die anderen saßen bei mir zu Hause und stellten eigentümliche Fragen, hinterließen eigentümliche Löcher in der Tapete, deutlich sichtbare Fußabdrücke und komische Drähte im Tonbandgerät.
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cz284 26.12.2011, 22:30 Uhr
Wöllte er überhaupt noch?
Herr Gauck wäre zweifellos der geeignetere BP gewesen.
Aber, auch das ist zu bedenken, ist H. Gauck mittlerweile über siebzig Jahre alt und ob er jetzt noch Interesse an dem Amt hätte, erscheint zumindest nach dem Hickhack um den jetzigen Amtsinhaber fraglich.
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wolter 26.12.2011, 22:21 Uhr
Kokolores!
Doch seine Vergangenheit […] würde heute auch bei einem Präs. Gauck kritische Fragen aufwerfen. Ein Blick auf die Anfangsjahre der […] Gauck-Behörde, der Stasiunterlagenbehörde (BStU), weckt den Verdacht, dass Joachim Gauck im Falle ehemaliger Mitarbeiter des MfS einem allzu freundlichen DDR-Staatsverständnis frönte. Wäre Gauck heute Bundespräsident, könnte sogar, wie im Falle Wulff, die nicht vollständige Beantwortung einer Kleinen Anfrage im Bundestag Schlagzeilen machen.
Sicherlich war Gauck als der erste Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen – also als jener, der nur durch die eigene Amtspraxis und nicht zusätzlich durch die Arbeitsresultate von Vorgängern Erfahrung sammeln (bzw. sie positiv nutzen) konnte, wodurch Fehler wohl eher verzeihlich sind als bei Birthler oder Jahn – nicht perfekt, und auch mir mißfällt dieser etwas zu frühe „pastoral-christliche“ Integrationsgestus gegenüber „hauptamtlich Verstrickten“; doch für eine Flut von in Anzahl und Schwere dem Wulff-Fall ähnlichen „kritischen Fragen“ langt das bei weitem nicht: eine den Wulff-Bekanntschaften (Maschmeyer, Geerkens, Baumgartl) vergleichbare Kumpanei mit diesen ihm aus leidvoller Erfahrung sicher nicht besonders nahestehenden Stasi-Altnazkommis wird sich daraus nun beim besten Willen nicht konstruieren lassen!
Es bleibt dabei: Gauck wäre der bessere Präsident für unser Land gewesen!Noch ein kurzes Wort zum „Präsidenten“: die jetzige schlechte Presse ist mir sowas von ******egal, denn ob so ein Wir-schwarzgelbe-Koalition-demonstrieren-unsere-Geschlossenheit-„Präsident“ wegen dieser Geschichten zurücktritt oder nicht, ist absolut Jacke wie Hose.
Die Art, wie vor 1½ Jahren die Bundesversammlung im Reichstag gelaufen ist, war das beste Argument zur Abschaffung dieses Grüßonkel-Amtes.
Allerdings wäre Joachim Gauck als Amtsträger sicherlich mehr als nur ein solcher „Grüßaugust“ gewesen! -
luxor 26.12.2011, 22:17 Uhr
Und außerdem….
wie war es denn nach dem 2. Weltkrieg und dem Aufbau der Bundesrepublik. Wie viele alte Nazis wurden beschäftigt, um die Bundesrepublik aufzubauen. Bestes Beispiel Adenauers Vertrauter(?), Referent(?) oder war er sogar Minister Herr Globke. Also… wer im Glashaus sitzt.
Außerdem glaube ich, daß das Wissen der dort zu DDR-Zeiten Beschäftigten gebraucht wurde.8 Antworten ausblenden
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oliver111 26.12.2011, 23:16 Uhr
Antwort auf den Beitrag von luxor 26.12.2011, 22:17 UhrLuxor
Das mit den Nazis stimmt, aber nach Ihrer Argumentation könnte man auch sagen, dass die BRD das Wissen der Nazis brauchte.
Beides ist falsch und wir sehen, dass Deutschland seine eigene Geschichte längst nicht aufgearbeitet hat, es sind noch 2 Diktaturen zu bewältigen und wir stehen schon vor der 3. darüber sollten wir mal sprechen und die ist wieder mal rechts…..
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stefanz 27.12.2011, 00:38 Uhr
Antwort auf den Beitrag von luxor 26.12.2011, 22:17 UhrGleichheit im Unrecht?
…dieses Argument hängt mir zum Hals raus. Letztlich besagt es Folgendes: Weil man die Nazi-Verbrecher zu Unrecht hat laufen lassen, wären man verpflichten gewesen, auch alles Stasi-Verbrecher laufen lassen müssen (was man, im Übrigen, in weiten Teilen auch getan hat). Ergo: Weil man vor 65 Jahren die Mörder hat laufen lassen, muss man auch heute alle Mörder freilassen. Eine echte Spitzenlogik. -
cactus 27.12.2011, 03:22 Uhr
Antwort auf den Beitrag von oliver111 26.12.2011, 23:16 UhrNicht ganz so
Die neu entstehende Bundesrepublik brauchte die alten Nazis sehr wohl, sonst hätte man sie nicht wieder in leitende Positionen in Verwaltung, Justiz und Exekutive gesteckt – teilweise nicht nur unter Duldung, sondern sogar auf Geheiß des OMGUS. Es gab schlicht nicht genug andere, die für solche Tätigkeiten ausgebildet waren.
Es ist schon wahr, dass Deutschland die Geschichte seiner zwei Diktaturen bisher nicht aufgearbeitet hat und das auch niemand in der Politik ernsthaft wollte und will; aus nachvollziehbaren Gründen.
Aber die dritte Diktatur – in der sind wir doch schon längst angelangt, und sie ist eher sozialistischer Natur und nennt sich EU. -
jimknopf 27.12.2011, 07:23 Uhr
Antwort auf den Beitrag von oliver111 26.12.2011, 23:16 UhrKomisch
seit Ende der sechziger stehen wir vor einem neuen Faschismus, jedenfalls haben uns das damals alle erzählt, die links von der SPD standen – und das waren eine Menge. Schließlich musste ja auch die RAF ihren heldenhaften Kampf gegen das faschistische Schweinesystem führen, wofür heute noch viele Verständnis haben. Schließlich wurde Inge Viett heftig beklatscht, als sie vorschlug, BW Fahrzeuge abzufackeln
Wir haben letztes Jahr Jubiläum gefeiert: 50 Jahre Kampf gegen Faschismus in der Bundesrepublik. -
Anbrueller 27.12.2011, 12:04 Uhr
Antwort auf den Beitrag von luxor 26.12.2011, 22:17 UhrDas ist der wahre Grund
Sie wurden gebraucht: um die gesamte EDV zu bedienen, das Personalwesen hinsichtlich der Rentenansprüche zu bearbeiten, die Finanzbuchhaltung weiter arbeitsfähig zu halten…..
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sadwingsofdestiny 27.12.2011, 18:02 Uhr
Antwort auf den Beitrag von oliver111 26.12.2011, 23:16 UhrWo
steht Deutschland vor der 3. Diktatur? Und wenn, sie kommt nicht von rechts, sondern vom Kapital. Einfach mal nachdenken… -
Diabolo 27.12.2011, 22:28 Uhr
Antwort auf den Beitrag von oliver111 26.12.2011, 23:16 UhrKassandra
… wir stehen schon vor der 3. darüber sollten wir mal sprechen und die ist wieder mal rechts …
Nur Sie bringen es fertig, den Bogen von der Bürgerrechtsbewegung der untergehenden DDR schnurstracks zum Dritten Reich und von dort zum Orakel eines Vierten Reichs zu schlagen.
Ich schlage vor, Sie wenden sich hierhin.
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pinke 28.12.2011, 05:43 Uhr
Antwort auf den Beitrag von cactus 27.12.2011, 03:22 Uhrdarauf ein Glas
Maastrich.
Wo sie jedoch das sozialistisch sehen, müssen sie bei Gelegenheit erklären. In National kann es sich ja diesmal nicht versteckt haben. oder ist es nur die obgligatorische Phobie?
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pinke 26.12.2011, 22:12 Uhr
ein rotweinabend in den neunzigern
Er sei weder Bürgerrächer noch Menschenjäger, freilich auch nicht im Gnadenfieber. Er glaube an Chancen menschlicher Einsicht, Reue, Verzeihen von Schuld. Beispiele erzählte er, mit gerührten Augen.
Der Begriff Gnadenfieber entstand ausgerechnet aus der Beschreibung der nivellierung faschistischer Verbrechen. Nun sind solcherlei Gleichsetzungen so unbekannt nicht. Aber ein wie auch immer gearteter Legitimatationsgrund der Staatssicherheit war schon auch die Suche nach Kriegsverbrechern und die sicher nicht immer uneigennützige Abrechnung. Dies gleichsetzen zu wollen, halte ich für unhistorisch. Bei einem klugen Kopf suche ich dann natürlich auch nach dem Grund.
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Soungoula 26.12.2011, 21:52 Uhr
Gaucks Vergangenheit…
… darf natürlich diskutiert werden. Er ist eine öffentliche Persönlichkeit, die auch heute noch Autorität hat.
Trotzdem riecht der Zeitpunkt, zu dem diese Frage gesetzt wird, doch arg nach Kontermanöver gegen die Kritik an Wullf.
Und ein Unterschied sollte nicht vergessen werden: Die Probleme mit der Beschäftigung von Stasi-Mitarbeitern entstanden daraus, dass man einen Weg zum richtigen Umgang mit der jüngsten Geschichte neu suchen musste. Dazu gab es kaum einen Maßstab, abgesehen von der Nachkriegsgeschichte.
Wenn Gauck hier Fehler gemacht hat, dann hat er sicherlich Verantwortung. Aber es ist trotzdem in den Umständen der Zeit mit Verstrickungen eines gewählten (!) Politikers in Privatkredite, Unternehmerkontakte und Anzeigenfinanzen schwer zu vergleichen.4 Antworten ausblenden
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oliver111 26.12.2011, 23:13 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Soungoula 26.12.2011, 21:52 UhrSoun
Stimmt Gaucks Geschichte ist schlimmer oder meinen Sie es andersherum, ich nicht. -
Soungoula 27.12.2011, 00:34 Uhr
Antwort auf den Beitrag von oliver111 26.12.2011, 23:13 Uhr„nicht vergleichbar“…
… war meine Meinung. Das bedeutet, dass ich das Aufrechnen in „schlimmer“ und „nicht schlimmer“ an sich unmöglich und entsprechen unangemessen finde.
Denn damit stellt man sich genau in den Dienst derer, die Verantwortungen relativieren wollen. Egal ob sie nun mit Gauck oder Wulff sympathisieren. -
Diabolo 27.12.2011, 22:17 Uhr
Antwort auf den Beitrag von oliver111 26.12.2011, 23:13 UhrSchlimmer
Daß Sie die Dinge meinen, wie Sie sie meinen, ist den meisten, die hier etwas länger mitlesen, sicher schmerzlich bewußt. Mein Beileid. -
Ulf_Kaputtke 19.02.2012, 18:23 Uhr
Antwort auf den Beitrag von oliver111 26.12.2011, 23:13 UhrUnd was hat Gauck nun falsch gemacht?
Was Gauck falsch gemacht hat, sehe ich erst mal nicht. Es ist doch klar, dass er ein paar Leute brauchte, die sich in dem Laden auskannten. Und damit diese loyal sind, muss man ihnen auch die Perspektive auf Weiterbeschäftigung bieten.
Dem Autor scheint außerdem nicht klar zu sein, dass „politische Motivation“ in einer Behörde (außer vielleicht bei Ministern und Staatssekretären) nix verloren hat. Ein militanter Bürgerrechtler, der aus persönlicher Ambition es der Stasi irgendwie „heimzahlen“ will, wäre da fehl am Platz. Ein Behördenmitarbeiter hat neutral seine Pflicht zu tun.
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